Papageien und Sittiche
Wellensittich-FAQ
Der folgende Text wurde uns von Eilika zur Verfügung gestellt:
1. Käfigausstattung
Grundsätzlich gilt, dass kein Käfig zu groß ist.
Für ein Paar sollte der Käfig mindestens 1m breit sowie 0,5 m tief und auch hoch sein. Die Breite ist wesentlicher als die Höhe, da Wellensittiche keine Hubschrauber sind, die senkrecht nach oben abheben können.
Bei den Käfiggittern ist darauf zu achten, dass diese waagerecht verlaufen, damit den lieben Kleinen das Klettern ermöglicht wird, und zudem nicht mit Plastik beschichtet sind, da sonst erhöhte Abknabberungsgefahr besteht, was zu Kropfreizungen führen kann.
In jeden Käfig gehören natürlich Futternäpfe und Tränke. Die Anzahl ist dabei variabel, es sollten aber nie weniger Näpfe als Vögel vorhanden sein, da es sonst zu Futterneid kommt. Als Tränke können auch Näpfe verwendet werden. Allerdings finden auch Trinkröhrchen und Nagertränken Anwendung. Letztere sind besonders hygienisch, da von Außen keine Verschmutzungen hineingelangen können.
Für Näpfe und Trinkröhrchen gilt, dass sie nicht direkt unter Sitzstangen angebracht werden sollten, weil an diesen Stellen eine Verunreinigung durch Kot sehr wahrscheinlich ist.
Sitzstangen, ob Plastik oder gedrechseltes Hartholz, sollten immer durch Naturäste, z.B. Obstbäume, Haselsträucher, Weide oder Buche, ersetzt werden. Von Nadelgehölzen wird abgeraten, da das vorhandene Harz das Gefieder verklebt. Deren Durchmesser sollte zwar mehr als 1cm betragen, aber auch nicht zu dick sein, damit der Vogel noch einen sicheren Griff hat. Dies ist in erster Linie für die empfindlichen Vogelfüße gut, da die aufgrund der unterschiedlichen Durchmesser der Äste die Fußmuskulatur trainiert wird und so Druckstellen bzw. Ballengeschwüren vorgebeugt wird. Ferner nutzen sich Krallen und auch Schnabel (Äste werden beknabbert) ab, so dass ein Schneiden durch den Tierarzt vermieden werden kann. Dennoch sollte auch bei Naturast-Verwendung regelmäßig Krallen- und Schnabellänge beobachtet werden.
Um die Krallenabnutzung zu fördern, sind im Handel auch Sandpapierauslagen für den Käfigboden erhältlich. Diesen ist der normale Vogelsand vorzuziehen, da der Sand keinen Klebstoff enthält. Das häufig dem Sand beigemischte Muschelgrit brauchen die Vögel als Mineralstoffquelle.
2. Käfigstandort
Der Standort des Käfigs trägt wesentlich zum Wohlbefinden der kleinen Mitbewohner bei.
Er sollte auf jeden Fall vor Zugluft sicher sein, denn die Kleinen neigen sehr zu Erkältungen. Am Besten eignet sich zur Überprüfung ein Test mit einer Kerze, denn diese zeigt noch Zugluft an, wenn wir diese schon nicht mehr wahrnehmen können. Wellensittiche benötigen z.B. für ihr Immunsystem oder einen intakten Hormonhaushalt immer Tageslicht, das jedoch nicht mit direkter Sonneneinstrahlung verwechselt werden darf.
Den Vögeln muss immer eine Rückzugsmöglichkeit vor einer Überhitzung zur Verfügung stehen. Zudem muss der Käfig auf Augenhöhe der menschlichen Mitbewohner gewählt werden. Bewegungen, die von oben auf die Vögel gerichtet werden, wirken auf sie wie Beutegreifer, z.B. Raubvögel, und verängstigen demnach. Abgesehen davon, ist es wesentlich komfortabler, in Augenhöhe Futternäpfe etc. zu wechseln, als in gebückter Position. Viele Halter wählen als Standort das Wohnzimmer. Da hier meistens auch ein Fernseher platziert ist, sollte der Käfig möglichst weit von diesem entfernt positioniert werden, denn plötzlich Geräusche, wie etwa Schießereien oder Explosionen in Actionfilmen, können Panik auslösen. Natürlich meint dies nicht, dass die Vögel nur in absoluter Ruhe zu halten sind, es sollte jedoch bei Zimmerlautstärke bleiben. Allerdings darf der Käfig auch nicht mit Blick auf den Fernseher ausgerichtet werden, denn Vögel haben eine wesentlich schnellere Bildverarbeitung und nehmen Filme nicht als solche wahr, sondern als Folge von Bildern, was ziemlich störend für sie ist.
Küchen sind aufgrund der Essens- und vor allem Fettdünste absolut ungeeignet als Käfigstandort. Zudem sprechen hygienische Gründe, beispielsweise aus dem Käfig beförderte Kotbällchen auf Arbeitsflächen, dagegen. Bei Vogelhaltung im Schlafzimmer ist die Belastung durch Federstaub oder Kotpartikelchen zu bedenken, die jede Nacht den Lungen zu schaffen macht. Ionisatoren können das Raumklima zwar verbessern, können die Raumluft allerdings nicht vollständig reinigen.
3. Spielzeuge
Der Phantasie der Hersteller scheinen da keine Grenzen gesetzt zu sein. Es gibt viele bunte Plastikspielzeuge, von denen auf jeden Fall die olympischen Ringe und auch ein Gitterbällchen begeistert aufgenommen werden.
Natürlich sind Holzspielzeuge, Ringe, Leitern, Schaukeln etc., ebenso zu empfehlen. Bei Schaukeln ist ebenso wie bei den Futternäpfen die Anzahl den Vögeln anzupassen, denn Schaukel sind heißbegehrte Schlafplätze Man kann allerdings eine Menge Geld sparen, indem man die Spielzeuge selbst bastelt.
Das Grundrezept für ein Wellensittichspielzeug lautet: muss sich gut bewegen lassen, muss gut beknabbert werden können, darf sich auf keinen Fall wegtransportieren lassen. Ein Klassiker auf diesem Gebiet ist der Bast-Puschel. Bei Bast ist allerdings auf die Länge der mit der Zeit herausgezuppelten Fäden zu achten, da sich die Vögel in diesen verheddern können, was zu panischem Herumflattern und infolgedessen zu Verletzungen führen kann.
Auch bunte Holzperlen auf einer Schnur und - in Deluxe Version – mit Glöckchen werden gerne angenommen. Auch unbehandelte Sisalseile aus dem Baumarkt sind eine preiswerte Möglichkeit zur Käfiggestaltung.
Absolut nicht zu empfehlen sind dagegen Plastikvögel oder Spiegel!!!
Diese spiegeln im wahrsten Sinne dem Vogel einen Artgenossen vor, den er kontaktieren möchte. Die ausbleibende Reaktion führt einerseits zur Frustration des Vogels, andererseits muss - im Rahmen des Balzverhaltens - aufgewürgtes Futter selbst wieder geschluckt werden, was zu einer Kropfreizung führt.
4. erster Freiflug
Vorbereitung
Der erste Freiflug sollte nach etwa einer Woche erfolgen. In dieser Zeit orientieren sich die Vögel im Raum und registrieren „ihren“ Standort.
Zudem haben die federlosen Futterversorger (die menschlichen Mitbewohner) in dieser Woche Zeit, das Zimmer vogelsicher zu machen. Das beinhaltet die Sicherung der Fenster durch Fliegengitter, die Abdeckung von Spalten zwischen Regalen/Schränken und Wänden, die Entfernung giftiger Pflanzen, offener Flammen oder Hitzequellen, z.B. Bügeleisen.
Wenn dann das erste Mal das Türchen geöffnet wird, sollten Fenster mit Vorhängen abgedeckt sein. Schon mancher Vogel hat sich an Fensterscheiben das Genick gebrochen. Mit der Anzahl der folgenden Freiflüge kann dann der Vorhang stückweise geöffnet werden.
Das erste Mal
Der erste Freiflug ist für manchen Vogelbesitzer zur Enttäuschung geworden, denn der gefiederte Freund zeigte keinerlei Freiheitsdrang. Keine Panik, der Vogel braucht etwas länger.
Gutgemeintes „Anreizen“ in Form von Jagen oder Scheuchen führt nur zu Panikattacken und Verlust des bereits bestehenden Vertrauens. Einfach abwarten und ständig versuchen. Sind die Vögel einmal draußen, werden sie es nicht mehr missen wollen. Vielleicht fehlt den Kleinen aber auch eine angemessene Landemöglichkeit (siehe 5.)???
Solange Futter ausschließlich im Käfig angeboten wird, werden die Kleinen spätestens mit beginnender Dämmerung wieder in den Käfig klettern. Türchen zu und Gute Nacht!
5. Vogelbaum / Freisitz
Vögel klettern gern und sitzen vor allem gerne über den Dingen. Vogelbaum und Freisitz bieten aber nicht nur den Vögeln Vorteile: sind Vogelbaum und/oder Freisitz vorhanden, muss nicht auf Möbeln geklettert werden bzw. sind diese vor Knabberattacken einigermaßen sicher. Kotbällchen (fallen etwa alle 15 Minuten) fallen in begrenzten Flächen (Flickenteppich drunter und man kann es nahezu nicht sehen). Für einen Freisitz wird ein großer Ast (keine Nadelhölzer, das Harz verklebt das Gefieder) unter der Zimmerdecke angebracht. Sisalseile können mitintegriert werden.
Einen Vogelbaum baut man aus einem großen, am besten gegabelten Ast, der in einem entsprechenden Blumentopf festgegipst wird. Über die freie Gipsfläche wird Vogelsand gegeben. Der Ast kann jetzt mit andern Ästen, Seilen etc. erweitert werden.
Bei Schrauben/Haken/Draht muss stets auf Sicherheit des Vogels geachtet werden, diese dürfen also keine scharfen Kanten aufweisen oder herausstehen.
Wenn jetzt noch Lieblingspielzeuge und Kolbenhirse locken, werden die Vögel nicht lange auf sich warten lassen.
6. Zähmen
Für viele Tierbesitzer ist die Zahmheit ihres Tieres wichtig.
Wellensittiche sind keine Kuscheltiere!
Werden sie artgerecht und demnach mindestens paarweise gehalten, holen sie sich ihre Streicheleinheiten von den Artgenossen.
Zahmheit ist zudem sehr an den Charakter des Vogels gebunden. Einige sind sehr neugierig und probieren viel aus, andere bleiben ihr Leben lang zurückhaltend und vorsichtig.
Es scheint vielfach der Irrglaube zu herrschen, dass Wellensittiche geschlüpft sind, um auf menschliche Zeigefinger zu hüpfen, um dann Zeit ihres Lebens diesem Hüpfdrang zu erliegen. Dem ist nicht so.
Um das Vertrauen der Vögel zu gewinnen, muss der Respekt vor dem Tier oberstes Gebot sein. In den ersten Tagen sollte ruhig mit den Vögeln gesprochen werden. Jede Bewegung in Richtung Käfig muss mit Geräuschen verbunden werden, denn nur Raubtiere, z.B. Katze oder Greifvogel, näher sich lautlos. Sobald der Vogel Abwehreaktionen zeigt (Gefiederanlegen, Zurücklehnen, Hacken etc.) sollte jegliche Annäherung seitens des Menschen vorsichtig zurückgezogen werden.
Ab etwa dem dritten Tag kann dann täglich wiederholt Kolbenhirse in der Käfigtür gereicht werden. Dazu den Hirsekolben lang über die Hand hinauslangen lassen und beruhigend auf die Vögel einreden – und vor allem: sehr geduldig sein.
Manch Wellensittich-Zähmer hat sehr lange und sehr lahme Arme gehabt während der ersten Zeit. Irgendwann siegt die Gier, und die Vögel fressen aus der Hand. Damit die Gier auch groß genug ist, eignet sich die Hirsegabe natürlich nicht in direktem Anschluss ans Fressen. Ein Futterentzug ist damit aber keinesfalls gemeint.
Nach etwa zwei/drei Tagen Aus-der-Hand-fressen dann täglich den Hirseüberhang um 1,5 cm verkürzen bis dann eines Tages der Sprung auf die Hand unausweichlich wird. Es gibt generell keinen Zähmungsfahrplan. Werden aber die Reaktionen der Vögel respektiert und keine unnötigen, mutwillig erzeugten Stresssituationen hervorgerufen, wird nahezu jeder Wellensittich für Hirse (warum auch sonst) auf die Hand kommen.
7. Vergesellschaftung mit einem neuen Partner
Irgendwann sollte sich für jeden Einzelvogel die Zeit der Einzelhaft dem Ende neigen, weil der federlose Besitzer seinen Fehler eingesehen hat. Ein weiterer Vogel wird dem kleinen Einsamen dazugesellt. Hinsichtlich des Geschlechts sind Hähne als Partnervogel problemloser als Hennen.
Zwei Hennen neigen in 99% zu Zickigkeiten. Der/die neue sollte vorher jedoch einem Tierarzt vorgestellt und einigen Untersuchungen unterzogen werden, um nicht unbeabsichtigt Krankheiten einzuschleppen. Während der Wartezeit muss der Neuling in Quarantäne, in einem anderen Zimmer, sitzen. Ist der Vogel gesund, können die zwei zusammengeführt werden.
Dazu wird der Käfig des heimischen Vogels umgebaut, so dass er keinen Heimvorteil mehr gegenüber dem Neuling hat. Schaukel- und Napfanzahl sollten der neuen Vogelanzahl angepasst werden.
Bezüglich der Zusammenführung selbst bestehen mehrere Alternativen. Der Neue wird in seinem Käfig neben den Alten gestellt, so dass sich beide durch die Gitter beschnuppern können. Ein gemeinsamer Freiflug nach zwei/drei Tagen bringt dann beide näher. Die Vögel können auch sofort direkt während eines gemeinsamen Freifluges zusammengeführt werden, was den Vorteil bietet, dass sie sich ausweichen können, sollte es zu Aggressionen kommen.
Eine Zusammenführung im Käfig zwingt die Vögel dazu, sich miteinander auseinanderzusetzen. Mit einer spontanen Liebe kann in den wenigsten der Fälle gerechnet werden. Vielmehr müssen die Vögel erst untereinander klären, wer Boss ist. Hacken ist vollkommen normal und solang kein Blut fließt nicht weiter beunruhigend. Die ersten Tage oder auch Wochen sind von diesen Zwistigkeiten geprägt. Auch wenn vielen Besitzer der kleine Unterlegene sehr viel Mitleid einflößt:
Schwarmtiere brauchen für ihr Wohlbefinden ihren Platz in der Rangordnung, auch wenn der ganz unten ist.
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Verfasser des Artikels: Vogelfreund
Revision: 1.2
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